Hugo Brennfleck
Gemeinsam mit seiner Frau Susanne Brennfleck betreibt Hugo Brennfleck das Weingut bereits in der 13. Generation.

Angetan von der malerischen Landschaft des Franken-Lands und gespannt auf die Eindrücke, die mich hier erwarten stehe ich vor dem massiven Holztor des Weinguts und blicke seitlich die Mauer nach oben: „Brennfleck Weingut“ steht mit schwarzen und goldenen Buchstaben gemalt, ich lese weiter: Weinbau Tradition seit 1591. Ziemlich beeindruckend, das sind über 500 Jahre Weinbau. Hugo und Susanne Brennfleck betreiben das Familienweingut tatsächlich bereits in der 13. Generation. Mit ihren drei Kindern ist der Grundstein für die 14. Generation bereits gelegt.

Tradition und Moderne gehen im Weingut Brennfleck wahrlich Hand in Hand. Die moderne Einrichtung verschmilzt beim Anblick mit den alten Mauern und Gewölben und bildet einen perfekten Kontrast. Aber nicht nur das. Das Weingut umfasst mittlerweile 31 Hektar Rebfläche, auf denen moderne Techniken zum Einsatz kommen, um eine erstklassige Qualität im Weinberg und im Keller zu gewährleisten. Begleitet wird dies von mitreißenden Erzählungen vergangener Zeiten und gut erhaltenen Aufzeichnungen, die eine wertvolle Ergänzung darstellen und das Weingut bereichern.

Weingut Brennfleck: Alles Neu, innovativer Weinbau

Innovation ist tatsächlich kein neues Wort in der Familienhistorie, vielmehr ist es ein prägender Begriff der Geschichte des Weinguts. Der Vertrieb der Weine erfolgte nämlich bereits vor 100 Jahren schon in Eigenregime, so schaffte sich Joseph Brennfleck extra ein eigenes Auto an– dazumal mehr als fortschrittlich, um in den großen Städten Leipzig und Thüringen die Abnahme des berühmten Franken-Weins abzuhandeln. Sein Sohn Georg konnte die Weine dann auf berühmten Weltausstellungen und Messen, unter anderem in London und Nürnberg präsentieren und eigenständig vermarkten.

Der Geschichte und den Entwicklungen des Weinbaus über die Jahrhunderte nachzugehen, ist absolut packend und gibt Aufschlüsse über die Produktionsmethoden und Vorgehensweisen der Winzer. „Die Preislisten sahen früher ganz anders aus, teilweise zehn Jahrgänge auf einer Liste“, erzählt Hugo Brennfleck, „die Weine waren viel säurebetonter, und man musste sie viel länger liegen lassen, damit sie wirklich ihren vollen Geschmack entfalten konnten.“ Dadurch war es den Winzern teilweise vorgegeben, den Weinen einfach etwas mehr Zeit einzuräumen. Klar sind die Unterschiede heutzutage nicht mehr so gravierend, und doch spürt und schmeckt man, dass Weine aus gewissen Jahrgängen einfach etwas mehr oder weniger Zeit in der Flasche benötigen.

Fühlt sich fast an, wie eine kleine Zeitreise, aber wo sind wir denn hier eigentlich genau?

Süd-östlich von Würzburg, am unteren Ende des Main-Dreiecks befindet sich das Winzerdorf Sulzfeld. Es liegt auf einer kleinen Anhöhe und ist von einer mittelalterlichen, komplett geschlossenen Mauer umgeben. 21 Türme, 3 Tore, sehr imposant. Sulzfeld ist der zentrale Ort inmitten der berühmten Weinberge, die sich rund um das Dorf ansiedeln. Durch die leichte Hanglage profitieren die Weinberge von Hohen Tag und Nachschwankungen, so können sich Aromen, sowie die Frische in den Trauben besonders gut ausprägen. Durch die milden Temperaturen, die während den Sommermonaten herrschen, profitieren die Weine von einer nicht zu rassigen Säurestruktur.

[Fakt: 2018 war Sulzfeld die wärmste Ortschaft Deutschlands]

Die verborgene Schatzkammer: Die geologische Vielfalt der Sulzfelder Weinberge

Sulzfelder Maustal
Blick auf das malerische Sulzfelder Maustal mit seinen beeindruckenden Weinbergen, Muschelkalk und einer unvergleichlichen Naturschönheit.

Das Sulzfelder Maustal, der Sulzfelder Sonnenberg, der Sulzberger Cyriakusberg, und der Sulzberger Berg. Allesamt zeichnen sich durch völlig verschiedene Bodenformationen aus. Grundsätzlich prägen zwei Bodentypen das Weinbaugebiet Franken: Keuper und Muschelkalk. Um Sulzfeld liegt ein Band aus 250 Millionen Jahre altem, felsigem Muschelkalk mit verschiedenen Auflagen, welcher den Weinen eine klare Frucht und tiefe Mineralik verleiht. Um den Schwanberg hingegen findet sich vermehrt Gips-Keuper als Bodenformation. Durch salzige Ablagerungen im Boden entstehen hier sehr mineralisch, wildwürzige Weine.

[Geheimtipp: das Sulzfelder Maustal sind Weinbergs-Parzellen der VDP Große Lage!]

Wie kommt die Struktur in den Wein?

Einfachere Weinstile zeigen sich in klarer Frucht, frisch und unkompliziert. Typisch für Sylvaner sind Noten wie frischer Apfel, Birne, Kräuter oder auch Heu. Möchte man dem Wein mit etwas mehr Komplexität und Struktur versehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Wein zu bereiten. Hugo Brennfleck legt hier besonderen Wert auf die Auswahl der richtigen Lagen und speziell einen etwas früheren Lesezeitpunkt. Ein spannender Aspekt ist, dass die Silvaner Trauben für ein paar Stunden auf der Maische bleiben und ein Teil davon sogar ganz auf der Maische vergoren wird, sozusagen wie beim Rotwein.

Hier entsteht, wie beim Rotwein ein kleiner Anteil an Gerbstoffen, die wie eine Art Konservierungsmittel wirken, um den Wein langlebiger zu machen. So ist es im Nachhinein auch möglich einen Weißwein über zehn Jahre reifen zu lassen. Der Anteil an Maischevergorenen Trauben ist allerdings sehr niedrig, damit die Tannine im Wein nicht vordergründig spürbar sind, sondern sich geschmacklich harmonisch einbinden und der Charakter seiner Herkunft widerspiegeln. Die perfekte Balance in Struktur, Komplexität und Finesse ist eine wahre Königsdisziplin, die ein hohes Maß an Erfahrung und Fingerspitzengefühl bedarf.

Auf Theorie folg Praxis – die Verkostung

Weingut Brennfleck
Silvaner Anna-Lena, Sulzfelder Sonnenberg – Blauer Silvaner und Iphöfer Kammer – Silvaner Keuper: Jede Flasche repräsentiert einen einzigartigen Wein mit charakteristischen Merkmalen.

Silvaner Anna-Lena

Für die Produktion von Anna-Lena werden nur goldgelbe, reife Trauben gelesen, um einen fruchtbetonten, temperamentvollen Wein zu kreieren. Mit 3g/l Restsüße ist er trocken ausgebaut, zeigt eine feine Mineralik und ungemeinen Trinkfluss. Er besticht mit seiner einladend duftenden Nase, viel Frucht. Ein lebhafter Wein, und doch angenehm mild in der Säure. Das feine Säure-Spiel macht ihn zum optimalen Spargel-Begleiter.

Sulzfelder Sonnenberg – Blauer Silvaner

Der blaue Silvaner ist eine echte Spezialität in Franken und wird nur auf ca. 35 Hektar angebaut. Die Traube hat eine bläuliche Beerenfarbe, ist aber ein Weißwein. Es ist eine eingetragene Rebsorte, die von der Rebschule Steinmann 1960 als eigener Klon wiedergefunden, und 20 Jahre später als eigene Sorte eingetragen. Er hat durch die lange Reifezeit am Stock ein etwas intensiveres und würzigeres Aroma als der Grüne Silvaner. Durch die niederen Erträge zeigt er am Gaumen eine tiefe Würze, viel Eleganz und zeigt enorm viel Länge. Etwas kräftigere Speisen, speziell Gegrilltes bildet eine passende Ergänzung.

Iphöfer Kammer – Silvaner Keuper

Traditionell aus der Bocksbeutel-Flasche tritt dieser Wein mit einer tiefen Würze in die Nase. Die tiefgründige Lage Kammer bringt Vielschichtigkeit und viel Salzigkeit. Er wirkt sehr klar, geradlinig und trotzdem auskleidend mit einer feinen Cremigkeit. Dichter Schmelz zieht sich mit Druck durch den Gaumen und bleibt äußerst lange erhalten. Die feine Salzigkeit hält sich an den Lippen. Im Nachhall dann nochmal viel Würze.


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