Letzte Woche war ich zu Besuch im Weinanbaugebiet Baden und Württemberg und habe mich für euch umgesehen. Gemeinsam mit der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (@visitbawu) und den Weinwegen Württemberg durfte ich 6 Tage lang den Weinsüden bereisen. Entlang der hügeligen Flusslandschaften erkundete ich die Regionen um Kraichgau-Stromberg, Marbach-Bottwartal, Hohenlohe und Taubertal. Eine Reise, die mich vor allem daran erinnert hat, wie schön es in Deutschland ist und dass das Gute oft so nahe liegt. Damit du viele Ideen für deine nächste Reise sammeln kannst, gibt es in diesem Blogbeitrag Hotelempfehlungen, Tipps für Weingüter, idyllische Wanderwege und Restauranttipps.
Inhaltsverzeichnis
Sulzfeld – Panoramablick und Burggenuss
Meine Urlaubsreise beginnt mit einer genussvollen Weinberg-Tour in Sulzfeld. Fernab jeglicher Hektik liegt der Ort im Kraichgau-Stromberg-Gebiet umgeben von Wäldern, Streuobstwiesen und Weinbergen. Damit es nicht zu trocken wird hat Weinerlebnisführerin Michaela Kern ausgewählte Tropfen im Gepäck und führt uns entlang der Trockenmauern in Richtung Burg Ravensburg. Das gleichnamige Weingut der Burg ist uralt. Es wurde bereits im Jahr 1251 urkundlich erwähnt und zählt zu einem der ältesten weltweit. Der Burgberg selbst verfügt über eine 290 Millionen Jahre alte, kalkhaltige Gipskeuperformation, die den Tropfen ihren eigenständigen Charakter verleiht. Der Aufstieg wird mit einem großartigen Rundumblick belohnt. Anmutig trohnt die Burg flankiert von steilen Weinbergen über den grünen Hügellandschaften und bietet ein spektakuläres Panorama. Zwischen den Trockensteinmauern tummeln sich Eidechsen, die sich in der Sonne aufwärmen. Überall zwitschern Vögel und summen Insekten. Hier ist die Natur in Ordnung. Es hat sich definitiv gelohnt das Auto stehen zu lassen und durch die Weinberge zu ziehen.
Weintipp: Weingut Burg Ravensburg, Husarenkappe, Riesling 2017 GG
Weinsüden Pop-ups in Beilstein – unkaputtbar!
Weingenuss im Weinberg! Die Pop-up Veranstaltungen sind ein geniales Event. Mindestens zwei Jungwinzerinnen und Jungwinzer laden zu sich in die Weinberge ein. Am Weinberghäusle am Roten Berg in Schmidhausen begrüßten mich das Weingut & Edelbrennerei Gemmrich, sowie die Jungwinzerkollegen des Weingutes Golter und Bihlmayer. Besonders auf die Linie der Unkaputtbar Weine hatte ich mich bereits im Vorfeld gefreut, da es sich hierbei um PIWI-Weine (Pilzwiderstandsfähige Rebsorten) handelt. Wer meinen Podcast hört oder mir auf Instagram folgt weiß darüber Bescheid, dass ich diese Sorten sehr schätze und davon überzeugt bin, dass sie die Antwort auf einen verantwortungsvolleren Umgang mit unserer Umwelt sind. Im Laufe der letzten Jahre wurden die Qualitäten immer besser und die Liste erfolgreicher Winzer wird immer länger.
Neuzüchtungen wie Souvignier Gris, Cabernet Blanc oder Muscaris sind resistenter gegenüber bestimmten Krankheiten wie z.B. dem echten oder falschen Mehltau (Peronospora) und brauchen deshalb wesentlich weniger Pflanzenschutzmittel. Dadurch gibt es weniger Fahrten durch den Weingarten, der Boden wird weniger beansprucht und verdichtet, was wiederum mit weniger Kosten und Zeitaufwand verbunden ist. Jeder gewinnt dabei – die Natur, der Winzer und der Kunde.
Übernachtungstipp: Einkehren in dem als „Weinsüden-Hotel“ ausgezeichneten Hotel Forsthof in Steinheim an der Murr. Das Hotel musste bestimmte Kriterien erfüllen, um das Siegel tragen zu dürfen und damit von Tourismus-Experten empfohlen zu werden. So kann man beispielsweise sicher sein, dass regionale Weine eine zentrale Rolle spielen und die Mitarbeiter mit den Weingütern und Herstellern bestens vertraut sind.
Marbach und die Steillagen-Helden
Echte Helden setzen sich für den Erhalt der Steillagen ein! Die Landschaft am Mittleren Neckar ist geprägt von terrassierten Steillagen, die in mühevoller Handarbeit bearbeitet werden. Um dieses Kulturgut zu schützen, wurde das Projekt Heldenschmiede von den Weingärtnern Marbach gegründet. Die kleine Genossenschaft mit ca. 200 Mitgliedern und ca. 70 ha Rebfläche bewirtschaften rund 23 % in Steillagen. Mit der Heldenschmiede werden interessierte Hobby-Winzer zu Weingärtner geschult. Alles was es dazu braucht ist Interesse und Begeisterung für das Thema Wein. Erfahrene Coaches nehmen die Lernwilligen mit an die Hand und erklären wie z.B. Bodenbearbeitung und Begrünung richtig funktioniert. Damit die vermittelte Theorie praktisch erlebt werden kann, gibt es nach dem Mittagslunch eine kleine Weinprobe, bei der die Weine verkostet werden. Man spürt die Leidenschaft und das Engagement der Teilnehmer, die sich voll in die Arbeit einbringen und dankbar am Trollinger nippen.
Ausflugstipp: Besuch der Schillerhöhe in Marbach am Neckar. In Schillers Geburtsort gibt es jede Menge Museen. Das Literaturmuseum der Moderne (LiMo) beispielsweise zeigt auf 600 qm die kostbarsten und kuriosesten Stücke aus den Beständen des Deutschen Literaturarchivs zum 20. Jahrhundert und der Gegenwart.
Restauranttipp: Abendessen im Weingut Waldbüsser – Leckere Weine und eine große Auswahl an regionalen Speisen bietet Familie Waldbüsser in der Weinstube ihres Weinguts an. Auch als Veganer wurde ich dort sehr herzlich bewirtet und verköstigt.
Übernachtungstipp: Schlaffass der Familie Krügele. Dort bekommt ihr nicht nur die Gelegenheit in einem urgemütlichen umgebauten Fass zu schlafen, sondern auch erlesene Brände zu genießen. Besonders empfehlen möchte ich den hauseigenen Gin, der mit über 22 verschiedenen Botanicals im „New Western Style“ zubereitet wurde. Nach zwei eisgekühlten Gin Tonic habe ich geschlafen wie ein Baby.
Geocaching im Weinberg – eine vinophile Schatzsuche
Ausgeruht und bei herrlichem Sonnenschein ging es weiter in die Region Hohenlohe. Die Hohenloher Kulturlandschaft liegt zwischen den Neckarzuflüssen Kocher und Jagst. Insgesamt werden rund 807 ha Rebfläche im Hohenlohekreis bewirtschaftet, teils auf Muschelkalk und Keuperböden. Rund ein Drittel der Anbauflächen befinden sich in der Gemeinde Bretzfeld, welche zusätzlich auch das Siegel „Weinsüden Weinort“ trägt.
Startpunkt- und gleichzeitig meine Unterkunft für diese Nacht war das Weingut & Vinotel Schwab.
Seit 1991 wird das Familienweingut von Heinz J. Schwab und seinem Sohn Lucas mit ca. 7 ha Rebflächen geführt. Traditionelle Sorten wie Lemberger, Trollinger und Kerner stehen dabei im Mittelpunkt. Um die Tropfen spielerisch kennenzulernen ist das Geocaching ideal. Die Zahlenkombination für die verschlossenen Truhen ergeben sich beispielsweise aus gelösten Kreuzworträtseln und geben den Standort der versteckten Weine preis. Dabei muss man manchmal um mehr als um drei Ecken denken. Die Koordinaten können anschließend in die GoogleMaps App eingegeben und die Verstecke angepeilt werden. Dabei führen die Wege durch Wälder, idyllische Wanderwege und vorbei an alten Streuobstwiesen. Manchmal auch querfeldein und mitten durch einen Weinberg.
Restauranttipp: Abendessen im Hotel Restaurant Rose. Regionale und saisonale Küche, ebenfalls in einem Weinsüden Hotel.
Ingelfingen – Das zweitgrößte Holzfass in Europa
Eines der schönsten Ausflugsziele für Weinenthusiasten thront auf den Ingelfinger Weinbergen. Dort schuf Bauherr Fritz Müller nicht nur einen Leuchtturm für die Region, sondern auch ein beeindruckendes Weinbaumuseum. Darin gibt es viele aufwändig restaurierte Objekte zu bestaunen, die das historische Arbeitsleben der ursprünglichen Winzer zeigen. Alte Rebscheren, Werkzeuge zum Pfropfen, traditionelle Holzbutten oder Mostpressen füllen den lichtdurchfluteten und offenen Raum im Holzfass. Vor der Pandemie fand darin sogar die Wahl zur Hohenloher Weinhoheit statt und auch sonst wird das Fass gerne als ausgefallene Location für Veranstaltungen gebucht.
Die Wanderung zum Holzfass selbst kann als Weinerlebnistour gestaltet werden, denn entlang der Weinberge gibt es überall Hinweistafeln mit Informationen und Wissenswertes über die Rebsorten. Ich hatte das Vergnügen mit Weinerlebnisführerin Grit Seber-Kraft und den Hohenloher Weinhoheiten durch die Weinberge zu ziehen. Nach einer ca. 1,5-stündigen Tour inklusive Wein & Schokoladenverkostung kehrten wir ins Schlosshotel Ingelfingen ein, um bei einem gemeinsamen Mittagessen die frische und regionale Küche zu genießen.
Weintipp: Weinmanufaktur Ingelfinger Fass (Mit ausgezeichneter Weinsüden Vinothek), Ingelfinger Hoher Berg, Silvaner Terrassen Reserve 2018, trocken
Übernachtungstipp: Hotel Anne-Sophie (ebenfalls mit ausgezeichneter „Weinsüden Vinothek“). Das Restaurant mit Wintergarten bietet einen herrlichen Blick auf das Künzelsauer Schloss und den Garten. In der erst im Dezember 2020 eröffneten Vinothek finden sich überwiegend Weine aus den Anbaugebieten Württemberg und Baden. Aber auch Tropfen aus Frankreich, Italien oder Spanien tummeln sich in den Regalen von Sommelière Isabelle Alt.
Fassbodenschnitzer – Ein fast vergessenes Handwerk
Mitten im Taubertal wirkt einer der letzten Fassbodenschnitzer Deutschlands. Ich hatte die Ehre Heinz Theobald in Lauda-Königshofen zu besuchen und eine kurze Einführung in das Handwerk der Holzbildhauerei zu erhalten. Besonders das Beschnitzen der Weinfässer hat eine lange Tradition und gerät heute zunehmend in Vergessenheit. Das Veredeln der Fassböden ist zeitaufwendig und mit zunehmendem Detailierungsgrad der Reliefs kostenintensiver. In einer Welt in der Kostennutzenrechnungen und Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen die Geschäfte lenken gehen künstlerische Handwerke leider immer weiter unter. Zum Glück ist Heinz Theobald noch hochmotiviert und derzeit bildet er sogar einen Nachfolger aus. Wer den charismatischen Handwerker einmal live erleben möchte, sollte sich eine seiner legendären Showführungen nicht entgehen lassen. Er verbindet rockige Klänge mit spannenden Weinen und schwingt dabei den Hammer – Rockklassiker der vergangenen Jahrzehnte sind seine große Leidenschaft.
Übernachtungstipp: Hotel Das Bischof. Ein 4-Sterne Hotel mit Geschichte, denn das denkmalgeschützte Gebäude wurde ursprünglich 1871 als erzbischöfliches Knabenkonvikt erbaut. Vor knapp zwei Jahren erwarb der Unternehmer Tobias Motz
das Areal von einer Stiftung der Erzdiözese Freiburg und renovierte das Haus komplett.
Schokolade und Wein: Genießen im Kloster Bronnbach
Im 12. Jahrhundert wurde das Kloster Bronnbach erbaut. Bereits damals war der Weinbau ein fester Bestandteil des Klosterlebens der Zisterzienser. Deshalb dürfte es den verstorbenen Seelen der Mönche nichts ausmachen, dass heute eine „Weinsüden Vinothek“ im ehemaligen Cellarium zu finden ist. 21 Weinbaubetriebe aus den Gebieten des Taubertals stellen darin ihre Tropfen vor. Silvia Friedrich bietet in dem historischen Kellergewölbe Schokoladen-Weinproben an, die das Geschmackserlebnis auf ein neues Level katapultieren können, wenn man weiß wie es geht. Wer keine Ahnung hat, sollte sich an Silvia halten. Sie erklärt Schritt für Schritt worauf zu achten ist, wie Frucht, Süße und Säure am besten zu kombinieren sind und welche regionalen Weine ein gutes Match abgeben.
Wer sich mehr Zeit lassen möchte, um die Natur zu genießen und die besondere Energie der alten Klosteranlage wirken zu lassen, der kann sogar im Hotel Kloster Bronnbach schlafen und sich im Restaurant Orangerie kulinarisch verwöhnen lassen. Diese Übernachtung plane ich beim nächsten Mal definitiv ein, denn die kulinarischen Genüsse und feinen Weine in der Orangerie laden definitiv zum Verweilen ein.
Tipp: Waldbaden im Weinberg und Wald – die Natur mit allen Sinnen erleben. Frau Pauly führte mich auf einer meditativen Wanderung vorbei an duftenden Rinden, Blättern und Moosflächen. Die japanische Bezeichnung „Shinrin Yoku“ bringt es auf den Punkt: „ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“. Da ich seit beinahe drei Jahren regelmäßig meditiere war dieses Erlebnis der perfekte Ausklang meiner Reise. Handy aus – Entspannung an.
Hofgut Grimm – Alles Bio oder was?
Meine Reise endet mit einer Tour durch die Weinberge beim Hofgut Grimm. Gelegen am Fuße der Weinlage Hoher Herrgott auf einem Höhenrücken zwischen Tauber, Erf und Main. Neben Weinbau wird hier auch Ackerbau betrieben. Alles wird biologisch und nachhaltig bewirtschaftet. Dazu zählen Dinkel, Erbsen, Kartoffeln, Kürbisse, Kichererbsen, Soja, Weizen, Gerste, Körnermais, Hanf, Hirse, Sonnenblumen und Klee, sowie Sonderkulturen wie Öllein, Ölraps, Kümmel, Anis & Koriander.
Piwi-Sorten spielen auch beim Hofgut Grimm eine wichtige Rolle. So wurde erst kürzlich eine Parzelle mit Souvignier Gris bepflanzt – eine Kreuzung zwischen Cabernet Sauvignon und Bronner. Die Anlage ist ein Versuch und wird erst in drei bis vier Jahren zeigen welcher Wein daraus entstehen kann. Verglichen wird die Sorte aber oftmals mit Grauburgunder, da daraus sehr gehaltvolle Weißweine entstehen.
Wer möchte kann eine Ferienwohnung auf dem Hofgut buchen und ein paar Tage direkt am Weinberg verbringen.
Tipp: Probiert auf jeden Fall den hauseigenen Gin, wenn ihr nicht mehr fahren müsst.
Fazit: Sonne pur und einzigartige Genusslandschaften
Während meiner gesamten Reise durch den Weinsüden war die Sonne mein steter Begleiter. Die meiste Zeit verbrachte ich in Württemberg, der viertgrößten Weinregion Deutschlands. Eine Region, die überwiegend Rotwein produziert. Dazu zählen Spezialitäten wie der unkomplizierte Trollinger, der kräftige, tiefdunkle Lemberger oder der burgundisch angehauchte Schwarzriesling. Eine weitere regionale Besonderheit, die ich ebenfalls kennenlernen durfte, ist der Schillerwein. Quais ein Rotling, der aus weißen und roten Trauben gekeltert wurde. Dabei werden die Beeren, wie bei einem Geschmischten Satz aus derselben Parzelle geerntet und noch vor der Maische miteinander vermengt.
Wenn dir meine Eindrücke noch nicht reichen und du mehr Inspiration brauchst, um dich selbst auf eine Entdeckungsreise zu machen, dann empfehle ich dir einmal bei www.weinwege-wuerttemberg.de vorbeizuschauen. Dort findest du die besten Weinwander- und Weinradwege, Übernachtungsempfehlungen in ausgezeichneten Weinhotels oder Weinerlebnistouren. Die Seite ist sehr übersichtlich gestalten und extrem hilfreich. Das Gleiche gilt für die Seite www.weinsueden.de. Die Weinsüden Qualitätssiegel sind der vinophile Kompass durch die unterschiedlichen Genussregionen. Wenn ihr euch daran haltet, werdet ihr niemals auf dem Trockenen sitzen und trefft überall Menschen, die eure Leidenschaft teilen.
Positiv überrascht war ich besonders von den jungen Winzern und Winzerinnen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und bereits erfolgreich auf pilzwiderstandsfähige Rebsorten setzen. Längst hat man dort das Potential von Cabernet Blanc, Solaris, Souvignier Gris und Co. erkannt. Sorgfältig werden alte Trockenmauern und Steilhänge bewahrt, um die lange Weinbaukultur zu schützen, während nachhaltiger und zukunftsorientierter Weinbau betrieben wird. Entlang der Weinwege ist man stolz auf das was die Natur geschaffen hat und vermittelt diese Emotionen sowie allerlei Hintergrundinformationen auf den zahlreichen Weinerlebnistouren. Ich kann eine Reise durch die traditionellen Weinsüden Weinorte nach bestem Wissen und Gewissen empfehlen und werde definitiv zurückkehren.
Guten tag ich fande den Artikel sehr spannend und kann nur danke sagen das es leute wie dich gibt die diese Artikel freiwillig schreiben.
Hi, kann man für so eine Tour einen Gutschein kaufen und wie teuer wäre so einer?
Sehr informativer Beitrag, vielen Dank