Bereits im Sommer war für mich klar, dass ich nach Bad Mergentheim zurückkehren werde. Die vinophile Urlaubs- und Gesundheitsstadt, die im Lieblichen Taubertal gelegen ist, hat es mir einfach angetan. Außerdem gab es noch so viel zu entdecken. Nun, mitten in der schönsten Zeit eines jeden Winzerjahres – der Weinlese, habe ich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und den Weingärtnern Markelsheim meine Hilfe bei der diesjährigen Lese zugesichert. Außerdem nutzte ich die Zeit, um der autochthonen Rebsorte Tauberschwarz etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken als bei meinem letzten Besuch. Natürlich möchte ich meine Erfahrungen nun mit dir teilen und deshalb habe ich meine wichtigsten Erkenntnisse und besten Geheimtipps für dich in diesem Blogartikel zusammengefasst! Viel Spaß beim Lesen.

Weinlese in Markelsheim

Mit dem Elektroauto ging es früh morgens bei strahlendem Sonnenschein nach Markelsheim. Den elektronischen Untersatz kann man übrigens ganz einfach über einen E-Carsharing-Pool in Bad Mergentheim mit einer eigens dafür entwickelten App leihen. Dabei verfügt die App über eine Standortfunktion mit deren Hilfe sich die Autos im Handumdrehen finden lassen.

Nach ca. 10 Minuten Fahrt durfte ich anschließend gemeinsam mit den Erntehelfern – und Helferinnen die Rebsorte Schwarzriesling lesen. Trotz seines Namens ist der Schwarzriesling nicht mit dem Riesling verwandt, sondern gehört zur Burgunderfamilie.

Besonders in Württemberg, dem Weinbaugebiet, welchem auch die Weingärtner Markelsheim zugeordnet werden, spielt die Rebsorte eine besondere Rolle. Aber auch international ist die Sorte bekannt und ist beispielsweise ein wichtiger Bestandteil vieler Champagnercuvées. So trägt er in Frankreich den Namen Pinot Meunier.

Schwarzriesling
Die Trauben wurden von Hand gelesen und mit Hilfe von traditionellen Bütten eingesammelt. Nur gesundes und reifes Traubenmaterial wurde abgeschnitten und geerntet.

Nach der Lese nutzte ich die Gelegenheit ein Podcast Interview mit Michael Schmitt, dem Vorstandsvorsitzenden der Winzergenossenschaft aufzunehmen. Darin sprachen wir ausführlich über den Jahrgang 2021 und über regionale und zukunftsweisende Rebsorten. Besonders spannend dabei finde ich, dass Michael Schmitt langfristig an PIWI-Sorten glaubt und bereits Versuche damit gestartet hat.

Tipp: Wer zu Besuch in Bad Mergentheim ist, hat die Möglichkeit gleich drei Weinbaugebiete an einem Tag zu besuchen. Denn in dem beliebten Weinort treffen sich alle drei Grenzen der bekannten Weinbaugebiete: Württemberg, Franken und Baden. Was alle drei Weinbaugebiete eint, ist der Tauberschwarz.

Wie schmeckt Tauberschwarz?

Neben dem Schwarzriesling gibt es noch eine andere Rebsorte, die während dieser Reise meine Neugier geweckt hat. Zwar habe ich die Sorte bereits auf meiner letzten Reise verkosten dürfen, allerdings nicht in der Menge und Ruhe, die ich mir dafür gewünscht hätte. Es braucht Zeit und Achtsamkeit, um den Charakter und die Besonderheiten einer Weinsorte zu erkennen, richtig einzuordnen und später nachhaltig zu integrieren. Besonders, wenn es eine alte autochthone Sorte wie der Tauberschwarz ist, die vor Jahrzehnten eigentlich schon beinahe ausgestorben war. Trotz massiver Rodung der Sorte, zugunsten seinerzeit beliebterer Weißweinsorten, gelang es dem Tauberschwarz dank treuer Winzer wie Hermann Balbach zu überleben.

Tauberschwarz
Im Hotel Bundschu in Bad Mergentheim hatte ich die Gelegenheit einige der besten Tauberschwarz-Weine der Region, zu verkosten. Im Übrigen kann ich euch eine Übernachtung in der ehemaligen Kuranstalt nur wärmstens empfehlen. Neben 60 stilvoll und gemütlich eingerichteten Zimmern gibt es einen grandiosen Wellnessbereich mit einer großzügigen Saunalandschaft, Massageanwendungen und Ruheoasen zum Abschalten. Auch die gute Küche des Hauses möchte ich an dieser Stelle explizit loben, denn neben den sorgsam regional ausgesuchten Zutaten, versteht man es diese auf den Punkt perfekt zuzubereiten. Wer wissen möchte wie die Kochprofis das machen, kann unter deren Anleitung einen Kochkurs buchen und selbst Gemüse schnippeln und Kräuter hacken.

Den Wert der Sorte erkannte man aber erst mit dem Polarwinter 1978/ 79 wieder, denn bei Temperaturen von bis zu minus 20 Grad war ein Großteil aller Reben in der Region erfroren bis auf den Tauberschwarz. Ausgehend von der 1966 gepflanzten Basisrebe konnte durch aufwendige Selektionszüchtung die regionale Rebsorte erhalten werden. 1996 pflanzte Udo Engelhardt aus Röttingen wieder den ersten Tauberschwarz in Franken.

Klassisch ausgebaut entstehen aus dem Tauberschwarz in der Regel schlanke und leichte Weine mit saftigen roten Früchten. Dabei ist mir immer wieder das typische Aroma der Wildkirsche aufgefallen. Am Gaumen zeigt sich der Wein oftmals mit einer zartbitteren Geschmacksnote und einem dezenten Unterholzton.

Wer es kräftiger mag, kann einen Tauberschwarz probieren, der im Barrique ausgebaut wurde. Dann wirkt der Rotwein deutlich konzentrierter und wuchtiger. Durch den Holzeinsatz gewinnt die Traube an Struktur und eine feinwürzige Komponente.

Die Becksteiner Winzer

Um einen vollständigen Überblick zu erhalten, habe ich nicht nur kleine Weingüter besucht, sondern auch einen der Big Player.

In Beckstein (Ortsteil von Lauda-Königshofen) befindet sich die drittälteste Winzergenossenschaft Badens. Schon 1894 wurde die Becksteiner Winzer eG von Pfarrer Dr. Heinrich Hansjakob und 18 Becksteinern Winzern gegründet. Heute zählen rund 354 Mitglieder aus 21 umliegenden Weinorten zum Betrieb und eine Rebfläche von 276 Hektar. Interessant dabei ist, dass auch der Bad Mergentheimer Teilort Dainbach über die Becksteiner Winzer abgefüllt wird. Dieser Stadtteil ist der einzige badische Stadtteil von Bad Mergentheim und gehört dadurch zum Weinbaugebiet Tauberfranken und besitzt damit das Bocksbeutelpriveleg.

Ein besonderes Highlight bei dem Besuch war für mich die Verkostung eines 2018 Reserve Schwarzrieslings. Dem Flagship Wein des Hauses und für mich ein großartiger Beweis dafür, dass man aus Pinot Meunier nicht nur Spitzenchampagner, sondern auch Spitzenrotweine herstellen kann. 18 Monate im Barrique gereift und so saftig, ausgewogen und vollmundig, dass ich es kaum fassen konnte, dass es sich hierbei um Schwarzriesling handelt. Natürlich wurden die Trauben von Hand gelesen und so spät wie möglich geerntet. Mit einer gezielten Ertragsreduzierung auf 45 Hektoliter pro Hektar und sehr langen Reifezeiten entstehen konzentrierte, ausdrucksstarke und körperreiche Weine.

Becksteiner Winzer
Die Vinothek in der Becksteiner WeinWelt lädt zum Entspannen und genießen ein.

Die Trauben für den edlen Tropfen stammen von der Lage Gerlachsheimer Herrenberg. Eine Steillage, die neben Schwarzriesling auch mit Chardonnay, Weißburgunder und Spätburgunder bestockt ist. Dass es sich dabei ausschließlich um Sorten aus der Burgunderfamilie handelt ist kein Zufall, denn die Landschaft um Beckstein ist aus den Schichten des Muschelkalks aufgebaut. Der Muschelkalk mit seinen vielen Versteinerungen verdankt seine Entstehung einem Eiszeitlichen Urmeer, das vor über 170 Millionen Jahren die damalige Landschaft beherrschte.

Brennerei Herz in Bad Mergentheim

In und um Bad Mergentheim wachsen und gedeihen jede Menge Streuobstwiesen und Wildkräuter. Doch was tun mit all den Äpfeln, Wildbirnen, Kirschen, Hagebutten und Schlehen? Nun man könnte es einsammeln und daraus Schnaps brennen! Das haben sich wohl auch die Inhaber der Brennerei Herz gedacht, denn seit der Einweihung im Juli 2019 gibt es dort jede Menge Edelbrände, Liköre und sogar Gin. Dabei lohnt sich ein Besuch in der Brennerei, denn die Architektur ist schlicht weg beeindruckend.
Der enorm hohe Raum sieht nicht nur mächtig aus, sondern dient auch dem Zweck, dass die Alkoholdämpfe nach dem Destillieren sauber abziehen können. Außerdem gibt es viele Veranstaltungen, in denen man Wildobstbrände von der Streuobstwiese verkosten und kennen lernen kann.

Brennerei Herz
Ebenfalls interessant: Ein Besuch bei der Brennerei Herz in Bad Mergentheim!

Mein abschließendes Fazit

Nach meinem zweiten Besuch im Lieblichen Taubertal habe ich ein tieferes Verständnis für die Region und deren Weine erhalten. Die Landschaft mit ihren sanften Hügeln, die Flussläufe der Tauber und zahlreicher Nebenflüsse, die Weinberge und Burgen verleihen dieser Region ihre Identität. Dazu zählen natürlich auch die vielen Menschen, die das „Liebliche Taubertal“ beseelen. Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt werden nicht nur während der Lesezeit großgeschrieben, sondern das ganze Jahr über. Alle arbeiten an einem gemeinsamen Ziel: Die Region um Bad Mergentheim erlebbar, greifbar und genießbar zu machen. Dabei kommt wirklich jeder auf seine Kosten.

Auch Abenteurer, die mal etwas spezielles erleben möchten, können hier beispielsweise eine Übernachtung im Weinfass, welches mitten in den Weinbergen von Markelsheim liegt, oder eine schaurig schöne Nacht mit einem der größten Wolfsrudel in ganz Europa verbringen.

So habe ich mich in die Wildnis gewagt und in einer Trapperhütte genächtigt, die urgemütlich eingerichtet und sogar mit einer Heizung ausgestattet ist. Nachts konnte ich die Wölfe heulen hören und das Gefühl komplett mit der Natur verbunden zu sein genießen. Ein einmaliges Erlebnis im Wildpark Bad Mergentheim, das ich so schnell nicht vergessen werde.

Die Vielfalt und Möglichkeiten, die in Tauberfranken geboten werden sind so fassetenreich und einzigartig, wie die Weine selbst.


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  1. Sehr gute Recherche und auch verschiedene Winzer zum gleichen Thema bzw. Wein kontaktiert. Die Idee der Übernachtung "im Wolfsrudel" hat mir besonders gefallen. Reizt sehr zur Nachahmung

    1. Lieber Heinz. Vielen Dank für deine Wertschätzung. Es freut mich so sehr, dass dir der Artikel gefällt und du Inspiration daraus ziehen kannst.

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