Bereits im kürzlich erschienen Artikel „Wie wird der Jahrgang 2016 in Deutschland?“ sind wir auf das Problem falscher Mehltau gestoßen. Wir konnten feststellen, dass die deutschen Weinbauern enorme Schwierigkeiten mit dem Pilz hatten und einen regelrechten Kampf gegen diesen führten. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff falscher Mehltau überhaupt und warum breitet er sich gerade dieses Jahr so stark aus? Was können Winzer gegen seine Verbreitung unternehmen und sind Bio-Winzer dem Pilzbefall schutzlos ausgeliefert? Diese Fragen werden wir im Folgenden aufklären.

Wobei handelt es sich beim falschen Mehltau?

Der falsche Mehltau ist eine Pilzerkrankung der Weinrebe. Dabei handelt es sich bei dem Erreger, um einen Eipilz. Dieser wird als Peronospora bezeichnet. Vom Pilzbefall betroffene Weinreben, weißen auf der Blattoberseite, ölig aussehende, gelbbraune Flecken auf und sterben bei starkem Befall ab. Diese schmierigen Flecken werden auch Ölflecken genannt. Auf der Blattunterseite hingegen, befindet sich ein weißer Pilz- bzw. Sporenrasen, der entfernt an ein sorgfältig mit Mehl bestäubtes Blatt erinnert. Die Trauben trocknen dabei ein und färben sich ebenfalls braun bis violett und zeigen den typischen Schimmelrasen.

Warum breitet sich die Pilzerkrankung gerade in diesem Jahr so stark aus?

Falsche Mehltaupilze fühlen sich besonders bei feucht-kühler Witterung pudelwohl. Daher gedeihen diese besonders im Frühjahr hervorragend. Der Frühling 2016 bot hierfür die perfekten Bedingungen, mit den ständigen Unwettern und heftigen Regengüssen. Stürmische Winde führten dazu, dass sich die Sporen auf Blätter oder Gescheine mühelos verbreiten konnten. Gescheine sind dabei eine Vorstufe der späteren Trauben und bestehen zu Beginn aus Blüten und Knospen. Je heftiger die Regengüsse und je weiter die Gescheine ausgebildet sind, desto größer ist das Risiko von starken Gescheins- oder Beereninfektionen mit ernsten Ertrags- und Qualitätsminderungen. Die zahlreichen Regenfälle im Juni und Juli führten vielerorts anhaltend zu idealen Infektionsbedingungen, die den Winzern schlaflose Nächte bereiteten.

Wie kann der falsche Mehltau bekämpft werden?

Der falsche Mehltau gilt im Weinbau als erbitterter Widersacher und als die am schwierigsten zu bekämpfende Pilzkrankheit. Alle europäischen Rebsorten sind wie geschaffen dafür infiziert zu werden, denn sie gelten als anfällig gegen den Pilz und weisen keine oder ungenügende Abwehrkräfte auf. Winzer unterscheiden bei der Bekämpfung des Pilzes zwischen indirekten und direkten Maßnahmen.

Indirekte Bekämpfungsmöglichkeiten

  • Die Laubwand sollte derart bearbeitet werden, dass diese optimal abtrocknen kann. Dadurch werden dem Pilz die bestmöglichen Bedingungen genommen.
  • Der Boden sollte durch natürliche Düngemittel wie Kompost behandelt werden. Dies führt zu einer höheren biologischen Aktivität im Boden, welche auskeimende Sporen bereits im Vorfeld abtöten kann.
  • Ansonsten hat sich eine Abdeckung des Erdbodens mit Stroh, als schützend erwiesen. Grund dafür ist, dass die Strohstängel Regenspritzer vereinzelt abfangen können und somit das Überspringen des Erregers, auf die Blätter oder die Gescheine, erschwert wird.
  • Verwendung von resistenten Rebsorten wie z.B. Regent.

Direkte Bekämpfungsmöglichkeiten

  • Synthetisch hergestellte Pflanzenschutz- und Pflanzenstärkungsmittel
    • Diese Fungizide werden hauptsächlich vorbeugend eingesetzt, bevor es zu einer Pilzinfektion kommt

 

Sind Bio-Winzer dem Pilzbefall schutzlos ausgeliefert?

Die Antwort ist nein. Der Einsatz künstlich hergestellter Fungizide ist im Ökolandbau natürlich tabu. Aber allein das Schwingen, der chemischen Keule, reicht im Weinbau sowieso nicht aus. Für Biobauern ist deshalb besonders die sorgfältige Umsetzung der oben genannten indirekten und vorbeugenden Maßnahmen entscheidend.

Als direkte Pflanzenschutzmittel, zur Verteidigung gegen den Pilz, stehen dem biologischen Weinbau lediglich Kupferpräparate zur Verfügung. Da das Kupfer nur oberflächlich aufgetragen wird, muss zum richtigen Zeitpunkt, bei trockenem Wetter gespritzt werden. Dies ist wichtig, damit der Regen nicht alles sofort wieder hinwegspült. Gerade in diesem Jahr eine echte Herkulesaufgabe. Die Zugänglichkeit ist begrenzt und erfordert alleine deshalb schon ein ausgeklügeltes und gut durchdachtes Management. All diese Faktoren muss er Weinbauer beachten, um für die kritischen Zeiten im Kampf gegen den falschen Mehltau gewappnet zu sein.

Was ist deine Meinung?

Momentan wird in Brüssel über die erneute Zulassung von Kaliumphosphonat für Biobauern diskutiert. Was ist deine Meinung dazu? Sollten den Biowinzern neben Kupferpräparaten auch andere Pflanzenschutzmittel zur Seite gestellt werden oder ist dies, aus verschiedenen Gründen, nicht vertretbar? Schreib es in die Kommentare.


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  1. Hallo Daniel, Kaliumphosphonat ist völlig ungiftig, da es sogar in Lebensmitteln (E340) verwendet werden darf. Es wurde im Bioanbau verboten, da es nicht „natarnah“ hergestellt wird. Die Verwendung von Kupfer ist erheblich bedenklicher, da dies ein Schwermetall ist und somit im Boden verbleibt. Somit ist das Verbot von Kaliumphosphonat wohl nur der Engstirnigkeit der Behörden zuzuschreiben. Die Anwendung des gesunden Menschenverstands war aber wohl noch nie deren Stärke… PS. Ich finde deine Seite sehr professionell und interessant gestaltet und es ist auch bewunderswert, wie du das alles so nebei innerhalb kurzer Zeit zusammen gestellt hast. LG

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