Chile – ein Land der Kontraste

Auf Weinreisen durch die Welt ist es immer wieder ein Phänomen zu hören und zu spüren, wie Leute über Wein sprechen und sich ihre Leidenschaft und Passion für die Sache schier mit Händen greifen lässt. Nichts lieber also als ein Abstecher in ein fernes, landschaftlich wunderschönes Weinland auf dem Südarmerikanischen Kontinent. Chile ist mit über 200.000 Hektar Rebfläche das zehntgrößte Weinanbauland der Welt und gleichzeitig aber das viertgrößte Weinexportland, was sich bei einem Blick in das Weinregal im heimischen Supermarkt bewahrheitet.

Ein Fläschchen Wein aus Chile ist in so gut wie jedem Weinregal zu finden. Geschichtlich hat das Land aber ebenfalls einiges zu bieten, spanische Siedler brachten bereits vor 500 Jahren die ersten Weinreben nach Chile. Bis heute hat sich in Sachen Wein und Industrie allerhand getan. Seit gut drei Jahrzehnten bereits reicht die Bekanntheit chilenischer Weine weit über die Landesgrenzen hinaus und auch die stetig wachsende Vielfalt und Qualität spricht für sich. Einzigartig, wie jedes Weinland gibt es hier viel zu entdecken, sei es die atemberaubende Landschaft, das extreme Terroir, sowie die großartigen Menschen, die hinter den berühmten Weinmarken stehen.

Höre dir jetzt den Podcast mit Aurelio Montes an:

© Viña Montes

[Fakt: Weinbau wird in Chile bereits seit dem 16. Jhd. betrieben]

Extreme Witterung formt charakterstarke Weine

Trotz seiner Breite von nur 120 km entspricht das Klima des langgezogenen Landstreifens dem einer Insel. Dieser besondere Effekt ergibt sich durch die Anden auf der einen und dem Pazifik auf der anderen Seite. Durch die angrenzende Atacama-Wüste, als eine der trockensten Zonen der Welt im Norden ergibt sich grundsätzlich ein mediterran geprägtes Klima, jedoch haben die Gletschergebiete des patagonischen Eisschildes im Süden, sowie der kühle Humboldt-Strom einen großen Einfluss auf den Weinbau. Vielleicht ist Chile aufgrund dieser besonderen Klimata und seiner etwas isolierten Lage eines der wenigen Weinbauländer der Welt, das bis heute von der Reblaus-Plage verschont blieb. Divers, wie das Klima sind auch die sechs verschiedenen Weinbauregionen, die sich von Norden nach Süden ziehen: Atacama, Coquimbo, Aconcagua, das Valle Central (mit den Sub-Regionen Maipo, Rapel, Curicó und Maule) und Südliches Chile. Die Weine werden meist zwischen 600 und 1000 Meter Höhe an den Ausläufern der Anden angebaut. Geologisch gesehen ist die Region sehr stark von den umliegenden Gebirgen geformt, die Böden sind daher sehr vielschichtig.

[Fakt: Geologie: Boden und Hangneigung, sowie die Ausrichtung eines Weinbergs sind neben Klima und Rebsorte wesentliche Einflussfaktoren für die Weinqualität.]

Vom Verlust zur Vision: Wie Aurelio Montes seinen Traum von Premium-Weinen verwirklichte

Aurelio Montes ist Weinmacher, hat Agrarwissenschaft und Weinbau studiert und blickt auf eine langjährige Erfahrung als Kellermeister zurück. Nachdem er allerdings Ende der 1980er Jahre bei einer Firmenumstrukturierung seine Arbeit verlor, beschloss er mit 3 Partnern, der Erfüllung seines größten Traumes nachzugehen. Er wollte seinen eigenen Wein herstellen, und es sollte nicht irgendein beliebiger Wein sein, sondern ein herausragender Qualitätswein sollte es werden. Also mietete er ein kleines Weingut, Montes, mit der Vision Weine der Superlative zu machen. Bereits zur Gründungszeit war ihm klar, dass seine Weinmarke ein besonderes Image haben wird und den nationalen Markt kaum bedienen werde und begann aufgrund dieser Entscheidung sofort, das gesamte Unternehmen auf den Exportmarkt auszurichten. Nur dort gab es zu dieser Zeit die nötige Wertschätzung und passende Preisstrukturen für Weine mit außerordentlicher Qualität. Der Einsatz innovativer Technologien sowohl in Ablauf, Organisation und Industrialisierung der Weinbereitung ermöglichen die Produktion und Vermarktung hochqualitativer Weine. Ein wahres Erfolgsrezept, das sich seit Jahrzehnten bewahrheitet und stetig wächst.

[Fakt: bis heute ist Viña Montes was Innovation und Fortschritt angeht ein führendes Unternehmen, unter anderem als derzeit einziger Betrieb mit Versuchs-Weinbergen in Patagonien]

© Viña Montes

Chile: Rebsorten und Weinstile

Wer denkt, dass es in Chile nur Rotwein gibt, der irrt sich. In den kühleren Zonen des Landes entstehen fruchtige Weißweine, während in vielen anderen Teilen des Landes vollmundige, kräftige Rotweine gedeihen. Neben Cabernet Sauvignon, Merlot und anderen internationalen Rebsorten wird gerade eine autochthone Sorte namens Carmenère immer beliebter. Sie wurde ursprünglich aus Chile nach Europa gebracht und dort angebaut. Als jedoch die Reblaus in Europa Einzug hielt, wurde sie dort nahezu nicht mehr ausgepflanzt und verschwand fast völlig von der Bildfläche. Nicht so in Chile, denn hier entstehen auf den passenden Böden und mit dem richtigen Klima charakterstarke Weine aus dieser einheimischen Sorte. Auch andere alte Sorten wie Carignan und Cinsault kommen wieder zurück und speziell im Süden erfreuen sie sich großer Beliebtheit.

[Fakt: Cool Climate Zones: So werden kühlere Gebiete in Weinbauländern genannt, die sonst eher für ihr mediterran warmes Klima bekannt sind]

Zukunftsmusik: Innovation trifft Nachhaltigkeit

Innovation zeigt sich bei Viña Montes nicht nur durch modernste Technologien und Industrialisierung. Aspekte wie Ökologie und Nachhaltigkeit sind tragende Säulen der Firmenkultur von Montes. Mit der Einrichtung einer äußerst wassersparenden Tröpfchenbewässerung beispielsweise setzte das Weingut einen wahren Meilenstein zur Schonung der Ressourcen. Auch die natürliche Vegetation bleibt dadurch größtenteils erhalten. Eine erfolgreiche Firmenkultur mit ambitionierten Menschen und nachhaltigen Arbeitsweisen macht den Unterschied, erklärt Aurelio Montes im Interview. Und nicht nur im eigenen Betrieb wird diese Philosophie gelebt, Aurelio liegt es besonders am Herzen, die gewonnenen Erkenntnisse, Arbeitsweisen und Weinbaumaßnahmen an möglichst viele Weinbaubetriebe des Landes weiterzugeben und zu teilen, ganz nach dem Motto: „Sharing is caring“.

© Viña Montes

Ein Land wie kein Zweites

Zugegebener Maßen liegt Chile von uns aus gesehen nicht gerade in der Nachbarschaft. Ohne Zweifel ist es jedoch ein besonders faszinierendes Weinland mit vielen spannenden Facetten. Große Strukturen bieten keine Barriere zu großer Vielfalt. Ganz im Gegenteil die weitgefächerte Palette an Rebsorten und Stilen und die stetige Entwicklung der Weinqualitäten ist wirklich erstaunlich. Geschmacklich ist von fruchtbetont, saftigen Weißweinen bis zu herzhaft kräftigen Rotweinen alles dabei. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich den ein oder anderen ‚Chilenen‘ einzuschenken.

[Fakt: Ein leicht gereifter Carmenére ist ein Geheimtipp zu gegrilltem Steak]


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